Weltmeisterschaft 2012 in Manchester

20-22. Juli 2012


Alle Spiele, alle Tore (413 KB)


Hell-oh!

Der DSTFB hatte eine mehrgruppige Anreiseformation gewählt. Die Rheinhessen-Fraktion reiste bereits am Donnerstag an. Die Hauptstadt-Delegation am frühen Freitag, die Rhein-Ruhr-Leute zum Nachmittag hin und die bajuwarischen Subbuteofreunde eher zum Freitagabend hin. Aber alle waren sie da - keiner fehlte. Sogar der Bremer Olaf Seidel kam als Zuschauer in die Stahlarbeiterstadt Manchester, um sich das Treiben vor Ort nicht entgehen zu lassen.

Am abenteuerlichsten machte es Familie Hagenkötter gleich zu Anfang. Nach dem klar war, dass in der langen Gliedkette der Anreise bereits die erste S-Bahn-Fahrt zum Dortmunder Hbf nicht klappte, mimte Taxiprofi Frank Hagenkötter "Straßen in Manhattan" nach und fuhr wider aller Verkehrsregeln in neuer Rekordzeit von Do-Kruckel quasi fast bis in die Eingangshalle des Bahnhofes. Mit Puls auf 180 rasten beide Hagenkötters auf Gleis 16 und hätten, wären sie eine Minute später erst gekommen, den Zug zum Flughafen KölnBonn glatt verpasst.

Die WM-Auslosungen im Etihad-Stadium. (v.l.) die FISTF-Oberen Garnier, Rodriguez und Horta.
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Der Freitag ist seit der WM 2006 in Dortmund nun schon traditionell bei allen nachfolgenden Subbuteo-Weltmeisterschaften der FISTF der Medien- und Trainingstag. Meistens war es Usus, dass die Auslosungen erst am Freitagabend erfolgten, dann, wenn die allermeisten Teilnehmer da sind, bzw. wenn die Delegationen sagen konnten, der und der fehlt. 2007 hatte sich Laurent Garnier als Organisator der WM in Les Herbiers damit bereits einmal böse verkalkuliert und jede Menge Kampflosspiele produziert. Wider besseres Wissen wurde 2012 erneut gegen Mittag die Auslosung gewagt und hier klappte am Ende glücklicherweise mal alles. Erstaunlicherweise durfte dann ein Belgier doch mitspielen, der zuvor - laut Statuten - nicht hätte spielen dürfen. Doch da niemand hiergegen Protest eingelegt hatte (auch nicht im Nachhinein) konnte Daniel Scheen als sechser belgischer Veteran (fünf sind maximal nur erlaubt) eingreifen und am Ende sogar Edelmetall absahnen.

Bis 17 Uhr hatten die Spielerinnen und Spieler Zeit sich an die Bedingungen in den Räumlichkeiten des Etihad-Stadiums von Manchester zu gewöhnen - der Heimstätte des amtierenden englischen Fußballmeisters Manchester City. Sie befanden sich an der Ostseite des Stadions (East Stand). Der WM standen drei Ebenen hier zur Verfügung. In der zweiten Etage befanden sich die VIP-Bereiche, wo auch das Gala-Diner zur "20 Jahre FISTF Jubiläumsfeier" stattfand. Im ersten Stock und einem großen Mehrzweckraum wurden die WM hauptsächlich ausgetragen. Im Parterre, an gleicher Stelle wie eine Etage höher, befand sich ein identischer Raum. Hier wurde die Eröffnungsfeier durchgeführt und fanden am Samstag die meisten Spiele der Damen- und U12-Kategorien statt.

Um 18.45 Uhr ging eine merkwürdig choreographierte Eröffnungsfeier über die Bühne. Alles sehr unprofessionell wirkend und mit wenig Geschick durchdacht. Keiner wusste was er zu machen hatte, aber alle sollten irgendwie irgendwo von hier nach da und wieder zurück. Am Ende stand unter dem Strich. Man hat in rund einer Stunde sich einmal auf einen Tribünenteil des Etihad-Stadiums setzen dürfen, zwecks eines Gruppenfotos, um dann halbgeordnet als Parade der Nationen zurück in den Mehrzweckraum im Parterre des East Stand sich wieder einzufinden. Dort bekamen spontan ausgewählte "Fahnenträger" lustige Schilder mit den Nationalflaggen in die Hand gedrückt und präsentierten die 20 vertretenen Nationen. Darauf folgte so etwas wie der Olympische Eid, niedlich gesprochen von einem Kind mit logopädischem Aufholbedarf. Danach sorgte eine U12-Gruppe von über einem Dutzend Manchester Tanzmädchen für eine 15-minütige, schweißtreibende Techno-Breakdance-Combi, die besonders deren anwesenden Eltern und Großeltern ansprach. Danach waren die Spiele eröffnet… das Büfett am Gala-Diner auch.

Lange Gesichter beim Gala-Diner im VIP-Bereich von Manchester City. (v.l.) Büsing, Blümel, Korzil, Vulpes und Hinkelmann.
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Im VIP-Bereich des Stadions, extra für solche exklusiven Speiseanlässe gedacht, fanden sich anschließend rund 100 gemeldete Gala-Diner-Teilnehmer ein, die 25 Euro hierfür zuvor an die FISTF gezahlt hatten. Sie wurden abgespeist mit ein paar billigen Vorspeisenangeboten ohne Getränke inklusive. Peinlicher ging es wohl kaum. Aus Protest verließen die meisten den Ort des Geschehens vorzeitig und überließen die Selbstbeweihräucherung ihres - eigentlich illegitimen Präsidenten - bei der Anschneidung seines Kuchens zur "20 Jahre Jubelfeier" überwiegend sich, seiner selbst und jenen, die nicht rechtzeitig weg konnten. Die allermeisten Gäste hatten aber wohl auch noch Hunger und sind durch das "Gala-Diner" nicht satt geworden. Ein Stück des Kuchens wird einer der Mitverantwortlichen dieses Desasters nicht abbekommen haben: Alan Collins stand vor dem Stadium und schimpfte Zeder und Mordio gegen die Leute von Manchester City. Er selbst, so ließ er alle glauben, hatte hiermit somit dann wohl nichts zu tun?! Na dann, bis Morgen früh um 8…



Samstag - Einzelwettbewerbe - Open:

Phänomen Pröhle schlägt wieder zu

Punkt 8 Uhr morgens fangen selbst olympische Wettbewerbe nicht an, aber neuerdings Subbuteo-Weltmeisterschaften. Mit lediglich 15 Minuten Verzögerung ging es tatsächlich los. Ein guter Start eigentlich, der sich nicht bis zum Ende des Tages halten ließ. Die deutschen Open-Vertreter hießen Alexander Ruf (Vorgruppe 2), Marcus Tilgner (Vorgruppe 1), Michael Stolzenberg (Vorgruppe 4) und Thomas Pröhle (Vorgruppe 16).

Michael Stolzenberg hatte eine megaschwere Gruppe erwischt (Dheur, Bolognino, & Noguera), sowie mal wieder Probleme mit der zwischenmenschlichen Auslegung von Regeln und Verständnis von Fair-Play. Auch für Marcus Tilgner, dem amtierenden deutschen Veteranenmeister, geriet die Open-Kategorie, wie bereits bei der WM in Palermo 2011, nicht gerade zur Offenbarung. Wenig erfolgreich endete auch sein diesjähriger WM-Auftritt, wie auch bei Michi Stolzenberg, mit nur Rang 4 in der Vorrunde.

Den deutschen Vizemeister Alexander Ruf verschlug es in die Vorgruppe mit WM-Titelkandidaten Carlos Flores aus Spanien. Zwei Tore schenkte er dem Favoriten ein, kassierte aber leider auch fünf im Gegenzug. Egal. Gegenüber dem Schotten Christie und dem Dänen Buhl-Hansen behauptete er sich und erreichte die Runde der besten 32. Gleiches vollzog der Berliner Oldstar Thomas Pröhle bei seinem WM-Debüt. Mit einem positivem Torverhältnis in einer Gruppe mit dem Belgier Valery Dejardin und den Briten Osborne und Christopher schaffte er den Aufstieg in die nächste K.O.-Runde. Sauber!

Im Sechzehntelfinale traf Ruf auf Pröhle-Bezwinger Dejardin und Pröhle auf Ruf-Bezwinger Flores. Beide machten es spannend. Der kleine Belgier hatte hart zu kämpfen um Alex Ruf ein 1:0 abzuringen. Auch Thomas Pröhle hielt der spanischen Amanda eineinhalb Minuten erfolgreich entgegen und musste dann feststellen: Verteidigungszüge können ein Prestige sein. Knallhart aber sein Tor beim Stande von 0:7 aus seiner Sicht. Nachdem Flores verzweifelt versucht hatte seinem Kontrahenten entgegen zukommen und seinen Keeper nicht rechtzeitig in die Hand bekam, hatte Pröhle keine Lust mehr zu warten und knalle ihm den Ehrentreffer trocken rein.

Prachtvolle Erscheinung: Thomas Pröhle bei seinem WM-Debüt
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Carlos Flores holte sich nach 2010 zum zweiten Mal die Krone des Subbuteo-Champions mit einem 5:3-Finalsieg über den Titelverteidiger Massimiliano Nastasi aus Italien in einer Revanche zum Vorjahr.



Samstag - Einzelwettbewerbe - Veteranen:

Büsing überraschte sie

Die deutschen Veteranen durften in persona von Arnold Mair, Thossa Büsing, Hans Ruf und Frank Hagenkötter ins Rennen gehen und drei von ihnen schafften den Einzug in die nächste Runde. Diese tollen Leistungen machten Hoffnung auf die am nächsten Tage stattfindenden Mannschaftsspiele.

Der Deutsche Vize-Meister Mair landete in Vorgruppe 1 beim Weltranglistenersten Mifsud aus Malta und schaffte Platz 2 in seiner Vorgruppe. Er behauptete sich gegen den starken Niederländer Robbert Thoen und fegte den Schweizer Gauschi förmlich von der Platte (sieben Tore in einer Halbzeit!). "Hagi" Hagenkötter hatte den lokalsten Lokalmatadoren vor der Brust, den man nur haben konnte - Alan Collins. Dazu einen Italiener und noch einen weiteren Briten. Auch der Dortmunder beendete die Vorgruppe als Zweiter mit positiver Torbilanz.

Sehr spektakulär machte es jedoch der dritte DSTFB-Veteran im Feld. In Vorgruppe 2 schaffte Thossa Büsing es, dass er bereits nach der zweiten Runde als Vorgruppenerster feststand. Er hatte gegen einen Franzosen und einen Spanier jeweils mit 2:1 gewonnen, gegen die der österreichische Weltranglistenzweite Erich Hinkelmann jeweils nur 3:3 gespielt hat. Somit war der deutsche Rekordveteranennationalspieler automatisch für das Achtelfinale qualifiziert. Mair und Hagenkötter mussten anschließend sofort in die Barrage (quasi dem Sechzehntelfinale). Dort unterlag "Noldi" Mair dem Italiener Borriello mit 1:4, "Hagi" dem Italiener Manganello mit 2:3.

Im Achtelfinale, das erst rund sechs Stunden nach dem letzten Veteranenspiel stattfand, erwartete Thossa Büsing den Italiener Marco Borriello, der zuvor Siege gegen Hans Ruf und Arnold Mair eingefahren hat. Der Mannschaftsweltmeister von 2011 tat sich gegen den defensiv kompakt stehenden Büsing sehr schwer und unterlag ihm nicht unverdient mit 0:1. Der nächste Gegner für Thossa Büsing hieß im Viertelfinale Francesco Mattiangeli aus Perugia. Auch der Sieger vom Major von Bologna tat sich sehr schwer gegen den Deutschen, der ein 0:0 heraustrotzte. In der Verlängerung schaffte es der italienische Favorit es nicht sich Vorteile zu verschaffen. Erst im Freistoßschießen musste sich Büsing dann mit 1:3 beugen.

Mattiangeli schaffte es anschließend bis ins Finale und besiegte hier im sudden death den Titelverteidiger Vincenc Prats aus Spanien.

Erich Hinkelmann und Thossa Büsing bei ihrem Vorgruppenspiel.
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Samstag - Einzelwettbewerbe - U19:

Der unvergleichliche BjörnKegenbein

Es fällt schwer für Björn Kegenbein ein geeigneter Superlativ zu finden. Fakt ist: so einen erfolgreichen Jugendspieler wie ihn, hat es noch nie zuvor gegeben. Weder im DSTFB, noch im Weltverband. Bei der WM in Manchester endete seine Jugendkarriere definitiv. Zur Saison 2012/13 wechselt er in die Open-Kategorie und darf altersbedingt nicht mehr im U-Bereich starten. Mit einem 4:2-Finalerfolg über den Italiener Luca Battista holte sich Kegenbein nach 2009 und 2011 seinen dritten WM-Titel in der U19-Kategorie.

Doch er ging nicht alleine ins Rennen. Seine Vereinskollegen Christoph "Long" Georgi und Marcel Kwiatkowski aus Berlin versuchten ihr Glück im Etihad-Stadium. Georgis Beginn war viel versprechend. Gegen den Dänen Lukas Enevoldsen führte der Lange lange und kassierte erst kurz vor dem Ende den Ausgleich. Gegen den starken Niederländer Casey van Os und den Vorgruppensieger Sciacca aus Italien hatte er keine Chance und schied in der Qualifikation aus.

Marcel Kwiatkowski machte es besser. Der U15-Weltmeister von 2010 kam mit Medaillen-Ambitionen nach Manchester. Er erwischte eine schwere Vorgruppe mit u.a. dem Malteser Adam Gatt und Kenney Gerrets aus den Niederlanden. Der junge Deutsche wusste sich aber knapp gegen beide zu behaupten und zog sogar als Vorgruppenerster ins Achtelfinale ein.

Hier tummelten sich die Favoriten bereits. In den letzten Jahren haben die Italiener enorme Jugendarbeit geleistet und marschierten mit vier von fünf Leuten ins Viertelfinale. Das deutete schon an, dass der U19-Mannschaftstitel nur über Italien gehen würde. Die beiden Deutschen Kegenbein (- van Os 2:1) und Kwiatkowski (- Willeijns 3:0) eliminierten die verbliebenen Niederländer. Zusammen mit dem Weltranglistenersten Angelo Borg aus Malta komplettierten sie das Doppelquartett für das Viertelfinale.

Ab den KO-Spielen gab es in der U19 nur noch qualitativ hochwertige Spiele zu sehen. Nahe am Level der Open, sowie athletischer und schneller als bei den Veteranen sowieso. Der Malteser Borg und auch unser DSTFBler Kwiatkowski mussten sich nach rasanten und heiß umkämpften Spielen jeweils mit 2:3 zwei Italienern geschlagen geben. Lediglich die beiden späteren Finalisten zogen "relativ" souverän mit 3:0 ins Semifinale ein. Dort stand Björn Kegenbein als einziger Nicht-Azzuri allein unter lauter Blauen, die allesamt Luca mit Vornamen heißen. Beide Matches waren megaspannend. Beide endeten mit 2:1 erst im sudden death. Unser Deutscher Meister schaffte es tatsächlich erneut ins Finale.

Nach 15 Stunden Anwesenheit am Spielort war es für alle Finalteilnehmer gleichschwer. Hut ab vor allen generell für ihre Leistungen bei diesen sehr schwierigen Bedingungen. Und das U19-Finale 2012, Kegenbein vs Battista, hatte alles, was ein Hammerspiel brauchte. Hitchcook hätte es nicht besser planen können. Der Deutsche ging nach gut fünf Minuten viel umjubelt in Führung, doch der Italiener blieb ungerührt. Postwendend mit dem nächsten Angriff egalisierte er sofort wieder. Alles also wieder auf Anfang. Doch nun hatte Luca Battista Oberwasser. Er zog das Spiel an sich und konnte wenige Minuten nachlegen und auf 2:1 erhöhen. Nun war Kegenbeins Routine gefragt, sowie Ruhe und Übersicht. Es gelang Björn dann noch in der 12. Spielminute auszugleichen. Noch vor der Halbzeitpause - ein ganz wichtiges Tor! Nach dem Seitenwechsel leichte Feldvorteile für Björn. Und dann schlug der Berliner gnadenlos zu. Um die 22. Spielminute herum, binnen 90 Sekunden, ein Doppelschlag. Der Deutsche führte plötzlich komfortable mit 4:2. Das sah gut aus - sehr gut sogar. Je weiter sich das Spiel dem Ende näherte, desto mehr konnte man an Battistas Spielweise erkennen, dass er seine Niederlage realisierte. Und Björn tat ihm nicht den gefallen auch nur eine Sekunde lang nicht aufmerksam genug zu sein. Wahnsinn, Kegenbein!

Gerade schießt Börn Kegenbein im U19-Finale gegen den Italiener Luca Battista das 3:2.
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Samstag - Einzelwettbewerbe - U15:

Wieder Edelmetall für Kai

Auch wenn es namentlich nicht sofort auffällt: der DSTFB hatte zwei U15er am Start - und beide haben prima Leistungen gebracht. Neben dem U12-Weltmeister von 2010, Kai Hagenkötter aus Dortmund, stand mit Fabio Bianco ein Berliner Halbitaliener aus der Tilgnerschen Talentschmiede sehr erfolgreich an den Platten. Kai Hagenkötter hatte es in Vorgruppe 1 nicht nur mit dem an Eins gesetzten Flo Giaux aus Belgien zu tun, sondern auch mit dem starken Italiener Gentile. Kai setzte sich am Ende gegen beide durch und holte die maximale Punktezahl aus seiner Vorgruppe. Eine tolle Leistung, die auf Höheres hoffen ließ. Der 13-jährige schien gut drauf zu sein.

Der Berliner Bianco stand vor seinem ersten, richtig großen internationalen Auftritt und machte seine Sache ausgezeichnet. Ein Sieg, ein Unentschieden, eine Niederlage - das reichte zum Weiterkommen. Als Vorgruppenzweiter schaffte er gegen die Konkurrenz aus Italien, Frankreich und Dänemark den Einzug ins Achtelfinale. Nun wartete der Belgier William van den Houte auf ihn. Bislang standen für ihn zwar keine großen Erfolge zu Buche, aber er war auch kein unbeschriebenes Blatt und verfügt in jedem Fall über eine längere Spielpraxis als unser Fabio. Es wurde ein bemerkenswertes Spiel mit feinen Spielzügen und guten Möglichkeiten auf beiden Seiten. Am endete triumphierte der Belgier knapp mit nur einem 1:0-Sieg. Hätte Bianco sich durchgesetzt, wäre es zu einer reindeutschen Viertelfinalpaarung gekommen.

So musste sich dann Kai Hagenkötter im Viertelfinale sich des Belgiers van den Houte annehmen - und er tat sich schwer, der junge Deutsche. Ebenfalls knapp mit nur 1:0 schaffte er den Einzug ins Halbfinale. Aber egal, eine Medaille war jetzt schon sicher und die Teilnahme bei der Siegerehrung in jedem Falle erreicht.

Im Halbfinale sollte Kai nun gegen Matteo Ciccarelli aus Italien antreten. Dieser hatte ebenso, wie sein hoch gehandelter Landsmann Diego Tagliaferri, souverän neun Punkte in seiner Vorgruppe erspielt. Doch Tagliaferri fand seinen Meister im Viertelfinale in David Gonzalez aus Spanien, der ebenfalls neun Punkte in seiner Vorgruppe erzielt hatte. Ciccarelli hatte die Nase schließlich vorne. In der ersten Hälfte erzielte er die 1:0-Führung und gab sie nicht mehr her. Kai versuchte zwar sein Bestmöglichstes, um zumindest in die Verlängerung zu kommen, doch leider musste er sich am Ende fair geschlagen geben. Er teilte am Ende das Schicksal zweier Kollegen aus der Open- und Veteranen-Konkurrenz: sowohl Thomas Pröhle, wie auch Thossa Büsing ereilte in den KO-Spielen das Aus gegen die späteren Weltmeister.

Hatte allen Grund zu guter Laune: unser U15-Ass Kai Hagenkötter.
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Samstag - Einzelwettbewerbe - Damen:

Glücklose deutsche Ladies

Der DSTFB schickte mit Vicky Büsing und Conny Vulpes zwei Frauen ins Rennen, die in den letzten Jahren besonders international sehr aktiv am Subbuteo-Geschehen beteiligt waren. Leider hatte es nicht geklappt, ihnen eine bis zwei weitere Spielerinnen aus Deutschland zur Seite zu stellen, sodass sie auch an beiden Tagen in ihrer Kategorie zum Einsatz hätten kommen können. Die FISTF hatte in (fast) allen Kategorien darauf verzichtet, die unbeliebten Dreiergruppen zu wählen. Bei den Damen machten die Verantwortlichen des Weltverbandes leider eine unrühmliche Ausnahme. Auch die Auslosungen waren alles andere als glücklich für unsere DSTFB-Damen…

Die Vorgruppe 1 hatte es in sich. Die Top-Lady aus der Schweiz, Trisha Baumeler, hatte knapp das Nachsehen gegenüber der Weltmeisterin von 2006, Kamilla Kristensen aus Dänemark, die nach ihrer Babypause mit ihrer kleinen Tochter im Buggy nach Manchester gereist war. Auf der Strecke blieb in dieser Vorgruppe die ehemalige Weltranglistenerste Bartolini aus Italien.

In Vorgruppe 3 landete die amtierende und mehrfache deutsche Meisterin Victoria Büsing zusammen mit ihrer Longtime-Konkurrentin Elodie Bertholet aus Belgien und der hoch gelobten Spanierin Carmela Gerosa. Elodie lag Vicky noch nie. Auch diesmal. Knapp 0:1. Dann ebenfalls ein unglückliches 0:1 gegen die Spanierin und Aus. In dieser Vorgruppe fielen nur zwei Tore! - beide kassierte ausgerechnet die Deutsche. Die Auslosungskonstellation hätte es dann allerdings so ergeben, dass Victoria, wenn sie wenigstens Zweite ihrer Vorgruppe geworden wäre, gegen die Subbuteo-Queen aus Belgien, Delphine Dieudonné, hätte antreten müssen. Die belgische Ausnahmespielerin fuhr am Ende des Tages ihren zehnten (!) WM-Einzeltitel ein. Delphine hatte in ihrer Vorgruppe der Titelverteidigerin Giuditta Lo Casio eine herbe 0:8-Klatsche beigebracht.

Conny Vulpes, Deutsche Meisterin von 2011, aus Baden-Württemberg stammend, jetzt in Rheinland-Pfalz wohnend und für die bayrische TSG Rain startend, machte es parallel genauso wie ihre DSTFB-Mitstreiterin. Torlos beendete sie ihre Vorgruppe, in der sich zwei Belgierinnen befanden, die nicht hierher gehört hat. Hier hat der anwesenden Offiziellen bei der FISTF und des DSTFB´s (Schwager) bei der Auslosung nicht aufgepasst.

Im Finale schließlich entzauberte Dieudonné die junge Landsfrau Emilie Despretz ohne größere Probleme mit 5:1. Aber, der kleinen Emilie gehört definitiv die Zukunft. Sie hatte in Manchester nicht nur die Herzen ihrer Equipe erobert, sondern verfügt auch über enormes Potential. Von ihr wird man in Zukunft mit Sicherheit noch viel hören.



Sonntag - Mannschaftswettbewerbe - Open:

Tapfere Notvier schlägt sich achtbar

Der Bundessportwart hatte gewisse andere Vorstellung, wie seine Top-4 hätte aussehen können, doch leider hatten ihm einige Nationalspieler die Teilnahme zur WM abgesagt. Das führte schließlich dazu, dass eine Berliner Nationalmannschaft verstärkt durch Alexander Ruf für den DSTFB an den Start ging. Wieder einmal hatte der DSTFB das Losglück auf seiner Seite. Zum Gruppenkopf Malta gesellten sich neben der DSTFB-Auswahl noch Dänemark und Schottland. Das Viertelfinale schien machbar…

Zunächst ging es gegen die Schotten. Die Bravehearts waren nicht nur mit zahlreichen Spielern nach Manchester angereist, sondern hatten auch einige Schlachtenbummler mit dabei, die allerdings am beengten Spielort wenige Ausbreitungsmöglichkeiten hatten. Im Dress des DSTFB gab Manuel Schreckenbach sein Comeback als Nationalspieler nach sechs Jahren Pause und er machte seine Sache sehr ordentlich. Ohne erkennbare Nervosität ging er gegen den routinierten Schotten Christie rasch in Führung. Erst ganz kurz vor dem Ende der Partie kassierte Manuel Schreckenbach den Ausgleich. Insgesamt fuhren Tilgner, Ruf, Stolzenberg und Schreckenbach ein sicheres 3-0 ein.

Im nächsten Match ging es dann schon um die berühmte Wurst. Die Freunde aus Dänemark hatten ein gutes Team an den Start gebracht und ein Sieg über sie war zwar drin, aber musste hart erkämpft werden - das war klar. Wieder zog Schreckenbach positiv voran, ging gegen Thomas Øre Petersen in Führung. Auch Michi Stolzenberg und Marcus Tilgner zogen nach, lediglich Alex Ruf kam gegen den starken Rasmus Lund überhaupt nicht zu Potte. Kapitän Tilgner hatte sogar ein Sahnespiel erwischt. Sein Kumpel und Kontrahent Jasper Staal Nielsen erlebte ein wahres Waterloo. Der Knackpunkt sollte allerdings der Ausgleichstreffer von Anders Buhl-Hansen im Spiel gegen Michi Stolzenberg sein. Der Berliner regte sich tierisch über eine aus seiner Sicht erfolgte Unsportlichkeit des Dänen auf (obwohl der doch alles anderes als unsportlich gilt) und verlor nacheinander erst seine Contenance und dann auch das Spiel. Tilgners 7:2 war somit nur noch Makulatur, da Ruf und Stolzenberg ihre Spiele verloren und Schreckenbach unglücklicherweise dem Petersen´schen Sturmlauf nicht ganz Stand halten konnte und auch in diesem Spiel zum Schluss den Ausgleich hinnehmen musste. Der Frust saß tief.

Jetzt half nur noch ein Wunder gegen die Malteser. Dass die Dänen gegen Schottland patzen würden, war nicht zu erwarten. Es passierte auch nicht. Malta, Open-Weltmeister von 2010, war dann doch eine Nummer zu groß. Zwar erzielten alle Deutschen jeweils einen Treffer in ihren Einzeln und Alexander Ruf spielte bei seinem 1:1 eine tadellose Partie gegen den Weltranglisten der Veteranen, Mifsud, dennoch sollte die 0-3-Niederlage nicht zu vermeiden gewesen sein. Nichtsdestotrotz haben die Ruf, Schreckenbach, Stolzenberg und Tilgner den DSTFB würdig in der Königsklasse vertreten.

Wie im richtigen Fußball sind auch im Subbuteo die Spanier derzeit das Maß aller Dinge. Ihr Teamkäpt´n Carlos Flores pushte Spanien nicht nur über die Italiener ins Finale, sondern führte sie auch mit einem knappen 1-1 (6:5) zum Titel gegen bedauernswerte Belgier.



Sonntag - Mannschaftswettbewerbe - Veteranen:

20 Sekunden fehlten zum Glück

Man schielte insgeheim auf eine Medaille. Büsing, Hagenkötter, Mair, Pröhle, Ruf, Vulpes und Winkler sollten es richten. Gute Leute. Warum auch nicht? Kapitän Büsing wählte zum Auftaktmatch gegen Spanien die Herbergersche Ungarn-Strategie von 1954. In der Vorgruppe eine Niederlage einplanen, um im Finale dann zuzuschlagen. Aber erstmal ins Finale kommen…

Mit Thomas Winkler spielte einer der Topveteranen des DSTFB, der am Vortag nicht spielberechtigt war. Auch der in der Weltrangliste beste deutsche Veteran, Thomas Vulpes, hatte sich für die Einzelentscheide am Samstag nicht qualifizieren können - auch er erhielt den Vorzug. Dazu kamen noch Hans Ruf und Arnold Mair. Noldi Mair ging sogar gegen den neuen Vizeweltmeister und Champion von 2011, Vincenc Prats, in Führung. Thomas Winkler fing gut an und präsentierte zur Halbzeit ein Remis. Die DSTFB-Senioren hatten allerdings zur Pause schon mit 0-3 das Nachsehen. Frank Hagenkötter kam nun für Hans Ruf ins Spiel, konnte das Ergebnis jedoch nicht verbessern.

Die Niederlage tat nicht allzu weh. Man war sowieso eher darauf gepolt in den kommenden Spielen gegen Gibraltar und Schottland jeweils auf Sieg zu spielen. Der Teamkäpt´n warnte seine Oldstars davor, die Gibraltesen nicht zu unterschätzen. Der gefühlte Underdog hätte mindestens 2 ½ sehr gute Spieler. Nun spielte das Team in der Formation Büsing, Hagenkötter, Mair und Winkler. Thossa Büsing nahm sich des stärksten Spielers an, John Field, der es schafft mit einer sagenhaften Power unheimlichen Druck aufs gegnerische Tor zu entwickeln. Büsing wollte eher seinem Gegenüber mit kontrollierter Defensive den Zahn ziehen, ging stattdessen aber mit 1:0 in Führung. Field war nun doppelt motiviert und drehte das Match am Ende auf 1:3. Mair hatte den spielstarken und wegen seiner Körperfülle oft unterschätzten Alan Crisp mit 2:0 sicher im Griff und egalisiert somit das Büsing´sche Resultat. Thomas Winkler kam in seinem Spiel nicht richtig zum Zuge und musste sich mit einem 2:2 zufrieden geben. Frank Hagenkötter ärgerte sich am Ende, seine 1:0-Führung nicht konsequent verteidigt zu haben, sondern stattdessen auf das zweite Tor gegangen zu sein. Das führte quasi zum Unentschieden in seinem Spiel. Bonavia brachte für Gibraltar zum Spielende somit ein komplette Remis zustande: 1-1 (6:6).

Jetzt hieß es zittern, hoffen und kämpfen. Gegen Schottland musste ein glattes 4-0 her und Daumen drücken, dass Spanien mit mindestens zwei Punkten Unterschied gewinnt. Thomas Vulpes genoss nun wieder das Vertrauen des Teamkäpt´n und rechtfertigte seinen Einsatz mit einer satten 4:0-Führung zur Halbzeit. Nun kam auch Hans Ruf zu seinem zweiten Einsatz und tauschte mit Vulpes die Plätze. Büsing blieb wieder draußen und überließ den Altherren Hagenkötter, Mair und Winkler die weiteren Paarungen. Lediglich Frank Hagenkötter tat sich gegen den Schotten Gladman schwer. Aus zahlreichen Chancen erzielte der Deutsche lediglich einen Treffer. Den knappen Sieg rettete er aber ins Ziel. 4-0 gegen Schottland. Hausaufgaben erfüllt! Was machte Gibraltar gegen Schottland? Es sah gut aus - sehr gut sogar. Zur Halbzeit führte Spanien satt mit 3-0, zwischenzeitlich sogar mit 4-0. Doch in der zweiten Hälfte gab Gibraltar noch mal Gas - auch ohne Field, der gegen Prats auf verlorenem Fuße stand. Doch die Kastanien holten stattdessen Cano und Bonavia aus dem Feuer. Cano drehte das Spiel gegen Heredia. Die letzten zwei Minuten beobachteten Büsing und Vulpes das Geschehen an den fremden Platten und mussten mit ansehen, wie Bonavia im Spiel gegen Arturo Martinez (Veteranen-Einzelweltmeister von 2003) 20 Sekunden vor dem Schlusspfiff frei vors Tor kam und den Ausgleich erzielte. Somit nur 2-1 für Spanien, Deutschland raus. Bitter, ganz bitter. Gibraltar hatte also mehr als 2 ½ gute Spieler bei den Veteranen im Team.

Thomas Pröhle hatte als siebter Spieler keine Einsatzzeiten bekommen, knabberte aber auch noch einigermaßen am Substanzverlust vom Vortag. Im Viertelfinale scheiterte Gibraltar dann knapp an Griechenland. Die Griechen schafften es dann anschließen fulminant über Italien ins Finale einzuziehen. Dort allerdings zogen sie gegen die mit uns befreundeten Veteranen vom EÖTV den Kürzeren. Bamberzky, Hinkelmann, Lenz und Sandner holten für Österreich den WM-Titel. Gratulation in die Alpenrepublik!

Deutschlands Veteranen bei der WM 2012: (v.l. oben) Ruf, Hagenkötter, Mair, Pröhle, (hockend) Vulpes, Büsing, Winkler.
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Sonntag - Mannschaftswettbewerbe - U19:

Das Silber ist hochverdient

Mit Björn Kegenbein, Marcel Kwiatkowski und Kai Hagenkötter hatte der DSTFB drei heiße Eisen im U19-Team beieinander. Allesamt sind sie bereits Weltmeister geworden. An Position vier haperte es allerdings ein wenig. Vicky Büsing war aufgrund ihres Abschneidens vom Vortag verunsichert - so schlug jeweils die Viertelstunde für "Long" Georgi und Fabio Bianco.

Die Vorgruppe war nicht ohne: Malta, Niederlande, Belgien. Die Malteser hatten das Manko nur zu dritt gewesen zu sein, aber Borg, Carabott und Gatt haben allesamt Qualität. Vicky Büsing holte den Kampflossieg und Kegenbein und Hagenkötter machten den 3-1-Erfolg klar. Nun ging es gegen die niederländischen Youngsters. Kegenbein und Kwiatkowski nahmen sich den Gebrüder Gerrets an und spielten parallel zwei schöne 5:1-Siege raus. Kai Hagenkötter trotze Jovi Willeijns ein Remis ab, da machte die 1:7-Klatsche von Bianco gegen van Os nichts aus.

Deutschland war durch, jetzt ging es nur noch um die Platzierung. Gegen Belgien wollte man in jedem Fall wieder einen Sieg. Zur Betreuung der DSTFBler kam extra der Bundesportwart von der Open-Mannschaft rüber, um die Spielansetzungen zu übernehmen. Nach dem Aus der Deutschen Open-Mannschaft coachte er dann auch das U19-Team. Kegenbein und Hagenkötter fuhren klare Siege ein, "Kwitte" tat sich schwer, siegte aber. Beim Stande von 0:1 bei "Long" Georgie kam Victoria Büsing ins Spiel - sie verlor ihre Hälfte jedoch auch (Endstand in diesem Einzel 1:3). Trotzdem ein sicherer 3-1-Sieg. Neun Punkte - tadellos.

Im Halbfinale sollte es nun gegen Spanien gehen. Sie waren nicht so stark besetzt, wie in den vergangenen Jahren, hatten satt gegen Italien verloren und waren immerhin gut genug gegen die Engländer. Deutschlands Sieg wurde deutlich: 3-0 (18:2). Allein Björn Kegenbein demontierte seinen Gegner mit 11:0. Prima auch die Vorstellungen von Bianco in der ersten, und Georgi für ihn, in der zweiten Hälfte, die beide zusammen ein Remis erspielten.

Es kam also zum Finale Italien gegen Deutschland. Die Italiener klarer Favorit. Kegenbein musste wieder in Bestform sein und Kwiatkowski und Hagenkötter über sich hinauswachsen, um Gold zu holen. Doch die Realität sah anders aus. Nach der Hälfte der ersten Halbzeit lagen unsere Jungs bereits mit 0-2 (0:6) hinten. Kwiatkowski und Kegenbein hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht getroffen. Das sah ernüchternd aus - blieb es auch. An der Niederlage gab es nichts zu ändern. Björn Kegenbein war am Ende nach seinem letzten Spiel in der U19 sehr enttäuscht. Gerne wäre er mal Doppelweltmeister geworden. Immerhin verabschiedete er sich in Manchester ungeschlagen aus dem Jugend-Bereich.

Das Silberteam der U19: (v.l. oben) Kegenbein, Georgi, Kwiatkowski, (hockend) Hagenkötter, Bianco, Büsing.
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Teile des Deutschen Teams inmitten des Etihad-Stadiums.


Text: Thossa Büsing
Fotos: Vicky Büsing, Conny Vulpes

Weitere Berichte zur WM:

BBC

TSL Dortmund 61

Kommentar:
Das Unprofessionelle, die Mängel und Ungereimtheiten waren erschreckend





(Thossa Büsing | Deutschland)
Es sollte eine WM der Superlative werden und das wurde sie auch. Noch nie zuvor habe ich mich bei einem Subbuteo-Turnier 16 Stunden am Stück hintereinander am Spielort aufgehalten. Selten habe ich so viele enttäuschte Spieler auf einem Haufen gesehen, die sich obendrein auch noch wie die Pinguine gefühlt haben. Das Unprofessionell, die Mängel und Ungereimtheiten waren erschreckend… und das organisiert bis ins kleinste Detail. Holte ich mir von offizieller Seite mal ein paar Infos zum "Dies & Das" heran, landete der "Schwarze Peter" schnell beim Präsidenten des Ganzen. Selbstbewusstsein und Selbstüberschätzung liegen nahe beieinander.
Gewiss, alles war sehr bemüht. Ich mache niemanden der FISTF-Offiziellen einen Vorwurf nicht alles für diese WM gegeben zu haben. (Fast) Alle haben verdammt viel Zeit investiert, um für alle eine tolle WM hinzulegen. Aber was bleibt am Ende unter dem Strich? Viel Ernüchterung. Besonders bei denen, um die es eigentlich gegangen ist: den subbuteospielenden Teilnehmern. Von hochoffizieller Seite her ist man äußerst zufrieden mit der Medienarbeit. Kann man auch sein, nach allem was man bislang im www entdeckt hat. Aber genügte die WM auch den Ansprüchen und den Bedürfnissen der Aktiven. Wohl kaum. Von der Eröffnung am Freitag, über den 16-Stunden-Marathon am Samstag bis hin zur Siegerehrung am Sonntagabend ergab sich eine Kette von Unannehmlichkeiten, unausgegorenen Ideen, unappetitlichen Speisen, überteuren Getränken und weiteren Unsäglichkeiten.
So weit, so schlecht. Und jetzt stelle ich mal folgende Möglichkeit in den Raum. Mann stelle sich einmal vor, die WM hätte eine auch nur annähernd ähnlich Zuschauerzahl gehabt wie 2006 die WM in Dortmund (über 1000 Besucher an beiden Tagen). Wo bitteschön hätten zum Beispiel 250 Besucher extra Platz gehabt, die WM zu verfolgen?


Kommentar: Weltmeistertitel und Manchester City-Stadion überdeckt WM-Chaos





(Manfred Pawlica | Österreich)
Eine fußballfanatische Stadt und das Stadion des Meisters reichen leider nicht für ein tolles Subbuteo-Event. Das Programm versprach einiges: Auslosung, Gala-Diner und ein straffer Spielplan sollten für ein tolles Wochenende sorgen. Leider sorgte schon das Gala-Diner für einigen Unmut an den (Ess-)Tischen. In den VIP-Räumen des Etihad-Stadiums gab es bei dem von Alan Collins organisiertem Diner nur Fingerfood und Suppe, welches schon nach einer halben Stunde restlos geleert wurde. Nachschub war Fehlanzeige und so waren die 25 Euro, die jeder gezahlt hat, in den Wind geblasen. Zusätzlich waren die heißgeliebten Hopfengetränke mit 4 Pfund auch noch im Luxuspreisbereich.
Am Samstag, dem ersten Spieltag, wollten wir Österreicher, fleißig wie wir sind, schon um 7 Uhr früh die Halle stürmen, doch anders wie besprochen blieb die Halle zu, weil noch kein Verantwortlicher der FISTF anwesend war!! Im viel zu engem Spielraum, der einer WM platzmäßig unwürdig war, startete jetzt ein völlig verrückter Spielplan, der laut Aussage von Präsident L. Garnier ein Test sein sollte. Die Open-Spieler absolvierten ihre drei Gruppenspiele und die Veteranen starteten ebenfalls ins Geschehen. Danach kamen die Barragespiele und 16/Finale. Nach diesen 7! Spielzeiten starteten endlich die U19-Spieler ihre WM, wieder drei Runden und die Open und Veteranenspieler durften pfeifen. Unglaublichweise nahm das WM-Turnier jetzt normalen Verlauf an und die 8/Finale starteten. Wer mitgezählt hat: die Open Spieler hatten nach ihrer Gruppe in 7! Spielzeiten nur ein Match. Man darf jetzt nicht denken, dass die Veranstalter sich nicht den Arsch aufgerissen haben, aber ihre Idee diese WM zu veranstalten war leider völlig spielerunfreundlich. Ich denke, es gab nichts Positives über diesen Spielplan. Das wirkte sich auch an der Zeit aus, denn das Finale endete meines Wissens erst nach 23 Uhr.
Am Sonntag, das gleiche Szenario: erst Veteranen, dann Open und schlussendlich die KO Spiele, das wirkte sich aber nicht so katastrophal wie im Einzel aus, da es ja viel weniger Spiele gab. Am Ende überstrahlt für mich natürlich der Veteranen-Mannschaftsweltmeistertitel alles Chaos und so endete die WM für Österreich natürlich äußerst erfolgreich.


Kommentar:
HERZLOS...
... war das Wort, was mir zu dieser WM am späten Sonntag Abend resümierend durch den Kopf ging.



(Marcus Tilgner | Deutschland)
Von Peinlichkeiten jeglicher Art geprägt war dieses Wochenende, bei dem seitens der Organisation sehr viel Wert auf die Außen- und Eigendarstellung gelegt wurde. Kann man so machen, wenn man dabei den eigentlichen Anlass nicht hintenanstellt. Als Aktiver musste man diesen Eindruck allerdings bekommen. Hoffnungslos überfordert das Team der Organisation, das sich viele der Probleme durch fragwürdige Entscheidungen im Vorfeld selbst geschaffen hat.
Nahezu skandalös der Spielort an sich. In den oberen Raum wurden 32 Platten gequetscht, Platz zwischen den Platten oder für Zuschauer gab es nicht. Mitten im Raum stehende Stützen wirkten als optische Raumteiler, bei den Teamspielen konnten durch sie die jeweils vier Platten nicht im Karree angeordnet werden sondern mussten versetzt stehen. Das wäre noch erträglich gewesen, wenn man denn die Prestigepunkte für 'Spielort Manchester City Stadion' einheimsen wollte. Spätestens die Auslagerung weiterer 6 Platten in einen weiteren Raum hätte die Organisatoren aber zum Umdenken bewegen müssen. Hausgemacht, denn die Entscheidung, das Teilnehmerfeld an einigen Stellen größer zu machen als nach Meldungseingang nötig (wobei auch noch diverse Regelverstöße begangen wurden), kann man wohl keinem anderen in die Schuhe schieben. Dann aber mit weinerlicher Miene dazustehen und zu behaupten, man hätte nicht mehr Platten zur Verfügung, ist einfach ne Frechheit. Wenn das so ist, hätte man den Zuschlag für diese WM erst garnicht erhalten dürfen. Nach den Erfahrungen der Vorjahre (sofern man diese Erfahrung hat!!!) muss man mit mindestens 40 Platten und einem passenden Raum kalkulieren.
Auf dem Gelände des Stadions gibt es genug Tennisplätze und Indoor-Fußball-Anlagen, die weitaus geeigneter gewesen wären als Spielort für diese WM. Schlechte Luftqualität dank ausgeschalteter Klimaanlage und ungenügende Ausleuchtung braucht man garnicht mehr als Negativum aufführen, man war schon vorher satt...!
Welche Folgen eine zu geringe Anzahl Platten für den Spielplan hat, kann sich jeder leicht ausmalen. Daß die zu erwartenden Probleme sich potenzieren, wenn die Veranstaltung dann auch noch auf mehrere Ebenen verteilt wird (Spielraum 1, Spielraum 2, Essen und Trinken, Frischluftbereich), die miteinander nicht vernetzt sind und außerdem die Wege im Hauptraum dank der Enge quasi nicht passierbar sind, ist auch vorhersehbar.
Die Entscheidung, die Kategorien blockweise zu spielen, fand ich persönlich garnicht so schlecht, wie ich es zunächst erwartet hatte, denn die drei Spiele am Stück empfand ich eher als positiv. Das ganze wurde nur überschattet vom sich generell in die Länge ziehenden Zeitplan. Fragwürdig aber in jedem Fall, ausgerechnet eine WM hierfür als Testfeld heranzuziehen. Schon im letzten Jahr wurden ausschließlich Open und Veteranenspieler zum Pfeifen herangezogen und es ging bereits damals extrem an die Substanz. Damals war man aber nach dem Ausscheiden nur noch eine weitere Runde gebunden, was noch gerade so erträglich war.
Diesmal wurde das Konzept bis zum Exzess ausgedehnt. Die Idee, jemanden zum fünften Mal zum Pfeifen aufzufordern, der bereits seit über neun Stunden ausgeschieden ist, kann wirklich nur jemand haben, der von Turnierabläufen überhaupt gar keine Ahnung hat. Das provoziert selbstverständlich irgendwann Meuterei und die führt zu weiteren Verzögerungen. Ganz einfach. Ausgerechnet in den KO-Runden, als es dann wirklich wichtig wurde, wurden auch Damen und Jugendspieler zum Pfeifen herangezogen. Diejenigen also, denen man zuvor zu verstehen gab, sie seien nicht in der Lage, WM-Spiele zu pfeifen, sollten jatzt die entscheidenden Spiele betreuen. Verstehe, wer will...
Das war EXTREM UNPROFESSIONELL...!
Das Spielmaterial selber dann wieder ein Thema für sich. Die Querlatten der Tore nicht unbedingt auf Höhe der Pfosten, die Maße der Felder irregulär und die Platten falsch konstruiert. Ich möchte eigentlich garnicht wissen, was man mit Hilfe eines Zollstocks noch so herausgefunden hätte! Gern erinnere ich mich an den Auftritt des damaligen Sportdirektors Heinz Eder nach der ersten Spielrunde in Les Herbiers als die Platten erstmals verwendet wurden, als er sich das Mikro schnappte und verkündete, wir müssen für die Zeit der WM mal eben die Regeln ändern, weil die Platten uns dazu zwingen... Anstatt die Platten also umzubauen oder die Regeln offiziell anzupassen, passierte garnix. Auch eine ähnliche Ankündigung blieb diesmal aus. Nix gelernt, peinlich...
Selbst Vertreter des englischen Verbandes reagierten mit Unverständnis, denn mit dem aufgewendeten Geld für den Transport der Tische hätten die sich in England befindlichen San-Siro-Platten wohl locker allesamt mit neuen Belägen versehen werden können. Und man hätte dann auch genug Platten gehabt... Abgesehen davon sind diese Felder für die Trainingsfleißigen ziemlich frankreichexklusiv und somit zumindest schwer zugänglich, denn sie unterscheiden sich schon sehr von den handelsüblichen Pitches, Turfs und Tüchern. Auch peinlich...
A propos peinlich. Für mich hat die WM noch ein disziplinarisches Nachspiel. Ein sich mir als 'Supervisor' vorstellender Mensch hatte Marcel im Viertelfinale aufgefordert, sein Nationaltrikot zu tragen, denn dies sei laut Regeln so vorgeschrieben. Ich wies ihn darauf hin, daß dem nicht so sei und er sicher auch als Supervisor dem Regelwerk zu folgen habe. Die Post vom DC ist schon angekommen...
Ein letztes Wort zum Zeitplan. Acht Uhr morgens geht für mich persönlich garnicht, denn erst ungefähr zwei, drei Stunden später setzt bei mir spärbarer Puls ein. Aber wie gesagt, das ist ein sehr subjektives Problem, wobei ich feststellen durfte, daß ich damit nicht ganz alleine dastehe. Man entschied sich jedenfalls zu diesem frühen Anstoß, weil man aufgrund der geringen Plattenanzahl (!!) sicherstellen wollte, daß das geplante FISTF-Meeting um 20.30 stattfinden könnte. Mit den knapp vier Stunden Verzögerung allerdings erwies sich dieser Plan als völlig utopisch. Das Meeting wurde auf Sonntag Vormittag verschoben. Da war ich verhindert, weil am Spielen und am Coachen. Man könnte also fast denken, der FISTF-Vorstand habe am Samstag absichtlich auf Zeit gespielt...
Sportlich darf man wohl zufrieden sein, auch wenn ja irgendwie immer mehr drin ist.
Durchgehend waren die Einzelergebnisse im erwarteten Rahmen. In der Open nähern wir uns erst langsam der Spitze, da soll auch das erfreuliche Weiterkommen von Thomas Pröhle nicht drüber hinwegtäuschen. Bei den Veteranen hatte Thossa einen konstanten Tag erwischt und da kann er dann auch mal einen kommenden Weltmeister auf dessen Weg ins Freistoßschießen zwingen.
Vicky bei den Damen hatte auch gehörig Lospech, denn Gerosa hatte ich persönlich sogar ganz oben auf der Liste. Beim nächsten Mal wird's für Conny sicher leichter, da dürfte sie dann gesetzt sein..
Björn spielerisch nicht mehr ganz so dominant in seiner Kategorie, aber ausgestattet mit dem unbedingten Willen, den Titel noch einmal zu holen. Das hat gereicht! Marcel schied erneut gegen Zambello aus. Letztes Jahr noch sehr verdient, hatte er den Italiener diesmal klar im Griff, kassierte aber drei zum Teil extrem unglückliche Gegentore. Long hat im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter am Abbau überflüssiger Nervosität gearbeitet, spielerisch geht es sowieso konstant bergauf.
Kai hat durchgehend klasse Resultate. Gegen den späteren Weltmeister so knapp im Halbfinale zu unterliegen zeigt, was da noch gehen kann. Fabio muss insbesondere noch taktisch dazulernen, aber für anderthalb Jahre Karriere schon ein starker Auftritt.
In den Mannschaften herrscht dann doch ein wenig Enttäuschung vor. Die Open trotz einiger Nachrücker mit guten Chancen, die Gruppenphase zu überstehen, denn Dänemark war durchaus ein schlagbarer Gegner.
Die Veteranen scheiden mit ein wenig G'schmäckle aus, wie es Thomas Winkler formulierte. Der Iberer-Hilfsdienst kegelte das unbeteiligte deutsche Team in den letzten Minuten der Vorrunde noch aus dem Rennen, schade...
Die U19 demonstrierte lange Stärke. Insbesondere das starke Auftreten von Kai als Schlüsselspieler ermöglichte einen souveränen Durchmarsch bis ins Finale. Dort wartete mit Italien ein Team, das am Vortag fünf Spieler im Viertelfinale hatte und deren sechster Spieler im Achtelfinale gegen einen Teamkameraden ausschied. Auf sehr hohem Niveau sehr ausgeglichen besetzt. Dann noch in der Auslosung unterlegen, hatte man kaum mehr Hebel in der Hand, um sie gewinnbringend anzusetzen. Im Nachhinein vielleicht auch noch die falsche Entscheidung seitens des Teamchefs, nicht Kwiatkowski im einzigen Spiel, das man sich aussuchen konnte, gegen Zambello antreten zu lassen. Aber angesichts der Stärke der Italiener vielleicht auch eher marginal. Die Hoffnung auf frühe Treffer lief ins Leere und auch Long konnte zwar lange gegenhalten, fiel aber leider nach einem Doppelschlag vor der Pause auseinander. Und damit war das Spiel eigentlich schon gelaufen. Schade...
Organisatorisch wirklich erschreckend schwach war diese WM. Bewahrheiten sich die Ankündigungen des Vorstandes, daß dieses Muster der Ausrichtung und vor allem das ausrichtende Team auch künftig agieren sollen, wird mir schon Angst und bange um die nächsten Jahre. Der Focus wird meiner Meinung nach einfach auf die falschen Dinge gelegt! Wenn man unbedingt ein Medien-Event mit dem Ziel der besseren Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung veranstalten will, dann bitte, gerne. Aber dafür um Himmels Willen nicht eine WM hernehmen, hier geht es nämlich fast ausschließlich um sportliche Ergebnisse. Und da sollte man sein möglichstes Tun, daß diese Ergebnisse unter vernünftigen Bedingungen zustande kommen. Und da sind irreguläre Platten, zu kleine Räume, schlecht durchdachte Zeitpläne, beim Gala-Dinner verhungernde Aktive und bei einer herzlos hingeplatschten Eröffnungsfeier hopsende Teenies absolut nicht hilfreich...


Kommentar:
Mein WM Fazit









(Frank Hagenkötter | Deutschland)
Die WM war nicht so großartig , wie es am Freitag angekündigt wurde. Der Spielort war zwar spektakulär, aber die Räume, in denen gespielt wurde, waren viel zu klein. Das hatte natürlich eine gewisse Wärme und Feuchtigkeit zur Folge. Desweiteren sollten sich die Organisatoren für die nächste WM mal überlegen, ob es sinvoll ist , Halbfinalspiele und Endspiele der U15 oder U12 nach 22:00 Uhr ( !!! ) spielen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Jungs schon 14 Stunden am Spielort.
Zum sportlichen Abschneiden kann man aus deutscher Sicht sagen, dass es vielleicht etwas mehr hätte sein können. Ansonsten war Manchester als Stadt eine Reise wert. Das schönste an diesen Wochenenden ist und bleibt der Austausch und die Gespräche mit altbekannten Spielern, die man ja nicht so oft sieht.