Jo gelingt Überraschung beim Klassiker

35. Berliner Bären Pokal 2022

Berlin - 21. Mai 2022

Konditionswunder: Nach sieben Mal 40 plus einmal 60 Minuten gönnte sich Joachim Busmann ein wohlverdientes Wässerchen auf seinen ersten Titel beim Bärenpokal

Das traditionsreichste deutsche Turnier, das bis dahin seit 1985 ununterbrochen ausgetragen wurde, musste 2020 und 2021 ausfallen. Corona sei kein Dank!
Jetzt, im Jahre 2022 fand der Klassiker aber wieder statt...

Durch die Pandemie und mit dem Verlust des angestammten Spielorts in der JFE Düppel war es aber lange fraglich, ob es überhaupt einen Neustart geben würde. Zwar war der neue Spreeathener Spielort in der JFE Wannsee zum Termin des DFB-Pokalfinales in weiser Voraussicht als Ersatztermin für die Deutsche Einzelmeisterschaft gebucht, dennoch entschied sich Marcus Tilgner erst relativ kurzfristig, das Turnier nach alten Regeln wieder aufleben zu lassen.
Und es hat sich gelohnt!

Text: Marcus Tilgner
Foto: auch

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35. Berliner Bären Pokal 2022

21. Mai 2022

Zwei Jahre musste auch der Bärenpokal eine Pandemiepasuse einlegen. Relativ kurzentschlossen wurde er dann in diesem Jahr wieder ins Leben gerufen.
Traditionell am Wochenende des DFB-Pokalfinals im Berliner Olympiastadion trafen sich acht Spieler, um ihre spielerischen Kräfte nach den alten deutschen Regeln zu messen. Dabei wurde der Neustart als Chance genutzt, auch bei den Regularien für das Material einen Schnitt zu wagen: Zugelassen waren alle Originalfiguren bis einschließlich der Hasbro-Zeit und baugleiche Nachbauten.
So kam es, daß viel Material geliehen werden musste. Nicht nur die Bälle sind ja anders, auch die Torhüter. Das war schon immer so. Nun also auch die Figuren. Am Ende stand die Erkenntnis, daß dies eine durchaus gute Idee war und deutlich dabei hilft, den alten Regeln Geltung zu verschaffen.

Die Teilnehmer des 35. Bärenpokals hatten Spaß
vlnr.: Daria, Klaus, Nico, Jo, Marcus, Hermann, Fred und Marian

Bevor es tatsächlich losging, gab es noch ein kleines Regelseminar, denn nach so langer Pause hatten selbst die alten Regelhasen Alte-Regel-Hasen so einiges nicht mehr ganz so auf dem Schirm. Regelneuling Fred Elesbao hatte nicht mal einen Schirm. Zumindest bis Samstag früh. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nico Müller und Hermann Kruse, beide ebenfalls erstmals beim Bärenpokal dabei, zeigten sich jedoch erstklassig vorbereitet und bereicherten das Regelseminar nicht nur mir wichtigen Fragen sondern auch mit vielen passenden Antworten.
Zusätzlich wurden am Spielort einige der wichtigsten Unterschiede zu den aktuellen FISTF-Regeln stichpunktartig auf Plakaten plaziert, so daß bei vielen Unklarheiten ein kurzer Blick auf die auch sonst reich verzierten Wände des alten Wannseer Rathauses weiterhalf.

Immer-Teilnehmer Marcus Tilgner fand sich diesmal in der Favoritenrolle wieder. Leider waren viele der üblichen Verdächtigen für einen Sieg beim Bärenpokal abwesend, das wird sich aber hoffentlich auch wieder ändern, wenn das Turnier es schafft, sich in den kommenden Jahren wieder in die Kalender der Aktiven vorzuarbeiten.
Joachim Busmann war mit deutlichem Abstand der Spieler mit den zweitmeisten Teilnahmen - er war zum dreizehnten Mal dabei.

Im Kreis der Teilnehmer besprach man noch den Modus und man beschloss, sich das volle Programm zu geben. Das hieß: eine Runde jeder gegen jeden bei zwei Mal zwanzig Minuten Spielzeit. Im Anschluß sollte der Sieger im Finale der beiden nach Zwei-Punkt-Regel bestplazierten Spieler ermittelt werden.


Vorrunde - Gruppe 1 Pl. Name Tore Pkt
Marian Flemer Klaus Fritz 2:3 (0:3) 1. Fred Elesbao 11:  1 11:3
Joachim Busmann Daria Prazynski 1:0 (0:0) 2. Joachim Busmann   6:  4 9:5
Marcus Tilgner Fred Elesbao 1:1 (0:0) 3. Daria Prazynski   4:  3 9:5
Hermann Kruse Nico Müller 1:0 (0:0) 4. Marcus Tilgner 12:  7 8:6
Nico Müller Marcus Tilgner 1:3 (1:2) 5. Klaus Fritz   6:  7 6:8
Klaus Fritz Hermann Kruse 0:1 (0:1) 6. Nico Müller   8:12 5:9
Fred Elesbao Joachim Busmann 0:0 (0:0) 7. Hermann Kruse   4:  9 5:9
Daria Prazynski Marian Flemer 1:0 (1:0) 8. Marian Flemer   9:17 3:11
Marian Flemer Fred Elesbao 0:4 (0:4)
Klaus Fritz Daria Prazynski 0:1 (0:1)
Joachim Busmann Nico Müller 1:1 (1:1)
Hermann Kruse Marcus Tilgner 0:3 (0:2)
Nico Müller Marian Flemer 3:3 (3:0)
Daria Prazynski Hermann Kruse 1:0 (0:0)
Fred Elesbao Klaus Fritz 1:0 (1:0)
Marcus Tilgner Joachim Busmann 0:1 (0:1)
Marian Flemer Marcus Tilgner 2:4 (1:2)
Klaus Fritz Nico Müller 1:1 (1:0)
Joachim Busmann Hermann Kruse 2:1 (1:1)
Fred Elesbao Daria Prazynski 0:0 (0:0)
Nico Müller Daria Prazynski 2:0 (1:0)
Hermann Kruse Fred Elesbao 0:2 (0:1)
Marcus Tilgner Klaus Fritz 1:1 (0:1)
Joachim Busmann Marian Flemer 1:1 (1:1)
Marian Flemer Hermann Kruse 1:1 (1:0)
Klaus Fritz Joachim Busmann 1:0 (0:0)
Daria Prazynski Marcus Tilgner 1:0 (1:0)
Fred Elesbao Nico Müller 3:0 (0:0)

Spiel um Platz 1
Fred Elesbao Joachim Busmann 0:1 (0:0, 0:0, 0:0) n.V.

Einige überraschende Ergebnisse stellten sich ein.
Insbesondere der aktuell wirklich stark aufspielende Marian Flemer fremdelte nicht nur mit seinen ungewohnten Hasbro-Figuren sondern auch mit den alten Regeln, was durchaus kurios ist, denn seine Einstellung zum Spiel passt zu den alten Regeln wie die Faust aufs Auge. Bemerkenswert auch, wie oft er zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten ablieferte.
Als Hermann Kruse am Spielort angekommen sah, daß er sich auch flache Figuren ausleihen kann, entschloss er sich spontan, das Turnier tatsächlich mit flachen Figuren zu spielen. Das machte den Umstieg sicher nicht einfacher, aber es tat dem Spaß gewiss keinen Abbruch.
Nico Müller war auch bei der Materialwahl bestens vorbereitet und agierte mit originalgetreuen Heavyweight-Nachbauten. Hat auch nicht jeder im Schrank...
Klaus Fritz wählte ein paar Lightweights aus dem Fundus, mit denen er ein paar beachtliche Aktionen zeigte. Und dabei sind das vielleicht die am schwierigsten zu beherrschenden Figuren. Es gelang ihm ein fulminanter Auftakt mit drei Treffern in einer Halbzeit gegen Marian Flemer und zum Abschluss der Gruppe war er der einzige, der den späteren Turniergewinner bezwingen konnte. Dazwischen fehlte ihm ein wenig die Stadt am Bodensee.
Marcus Tilgner wollte sich nicht entscheiden können und spielte die ersten Halbzeiten jeweils mit flachen Figuren und die zweiten mit Lightweights. Man kann es sich bestimmt auch leichter machen, aber auch hier beherrschte die Freude am Spiel die Vorgehensweise.
Daria Prazynski spielte ein großes Turnier mit Hasbros. Mit Ballsicherheit und Abwehrstärke sorgte sie für einige gute Resultate. Dabei schlug sie in der letzten Runde auch Marcus Tilgner, der somit den Finaleinzug verpasste. Leider reichte es für sie selber trotz Punktgleichheit nicht für das Finale.
Mit nur einer Niederlage zog Joachim Busmann in das Endspiel ein. Er agierte ebenfalls mit Hasbros und zeigte sich vor allem in der Abwehr als extrem schwer zu überwinden. Entscheidend für ihn war der Erstrundensieg gegen Daria Prazynski, der ihm letztlich den Platz unter den besten zwei sicherte.
Nicht nur Anfängerglück, sondern auch einiges an Können brachte Fred Elesbao in das Finale. Mit Flickmaster war er unterwegs und kassierte nach einem Tor zum Auftakt in den sechs weiteren Partien kein Gegentor mehr - sowas kann und darf zum Finale reichen.

Die Teilnehmer des 35. Bärenpokals
vlnr.: Marian, Fred, Nico, Marcus 2, Daria, Marcus, Hermann, Klaus und Jo

Man durfte gespannt sein auf das Finale. Beide Akteure überzeugten im Turnierverlauf vor allem mit solider Abwehrarbeit. So war es auch nicht überraschend, daß es ein Spiel mit relativ wenig Torchancen wurde, dennoch wurde intensiv um jeden Zentimeter grünen Filzes gerungen. In den vierzig Minuten der regulären Spielzeit wollte keinem Spieler der entscheidende Treffer gelingen und so ging es in die zwei Mal zehn Minuten lange Verlängerung. Ohne Sudden-Death. Zumindest nach Regeln. Joachim Busmann war es aber vergönnt, eine eigene Version von Sudden-Death zu kreieren, indem er zwanzig Sekunden vor dem Ende einnetzte. Aus relativ spitzem Winkel erarbeitete er sich eine Chance, die er mit einem klasse Schuss zum Siegtreffer verwandeln konnte. Eine Stunde Finale fand einen überraschenden, überraschten und verdienten Sieger.
Herzlichen Glückwunsch, Jo!

Es war ein rundum gelungenes Turnier. Jegliches Fazit ist insbesondere bei einem Turnier nach alten Regeln noch subjektiver als sonst, aber ganz sicher darf man sagen, daß die Atmosphäre stimmte. Selten dürfte bei einem Turnier derart oft über gelungene Aktionen des Gegners spontaner Jubel ausgebrochen sein. Zu sehr ist dann doch in Vergessenheit geraten, zu welch großartigen Zügen insbesondere die flachen Figuren in der Lage sind, wenn man sie denn lässt.
So schnappte sich parallel zum Finale auch Nico Müller eine flache Truppe und trat zum Duell gegen Hermann Kruse an. Die Idee, in Berlin eine Liga für flache Figuren nach alten Regeln ins Leben zu rufen, war das Produkt dieser Partie. Hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein. Diese Liga könnte auf einiges Interesse stoßen. Machen!!
Die Entscheidung, 'professionelles' Material außen vor zu lassen, hat sich bewährt und wird sich in den weiteren Auflagen des Bärenpokals wiederfinden.
Und die wird es nun auch sicher geben. Das haben die Teilnehmer nämlich geschafft, die Motivation auf Ausrichterseite ist wieder da! Spätestens dafür gebührt Euch großer Dank.

Auch nebenher tat sich einiges erwähnenswerte während des Bärenpokals.
Fred Elesbao zeigte sich zum Beispiel sehr beglückt als er auf dem Weg zum Spielort die Schirmherrschaft über das Wochenende übernehmen konnte.
Hermann Kruse überzeugte derweil mit internationaler Routine als er gekonnt beiläufig feststellte: "Den schaff' ich nicht...!"
Kalorienknappheit gab es definitiv keine, trotz Gemüse! Bei manch einem jedenfalls.
Naja, und die Nächte beim Bärenpokal sind traditionell sowieso immer kürzer als andere. Soll so sein. Und wird so sein.

Und darum: Bis zum nächsten Mal...!



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