INTERVIEW THOMAS Winkler (BSC Schwalbach)
1. August 2013
"Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit"
Die Interview-Reihe des DSTFB macht keine Sommerpause. Zum 8. Mal steht uns ein Meister seines Faches zur Verfügung,
um Einblicke in sein Innerstes, zu aktuellen Themen, seinen Anfängen, privaten Ansichten und Zukunftsplänen zu geben
- wie immer leger und mit viel Gefühl in den Fingerspitzen. Diesmal ist es jemand, dessen Spezialität es ist, Bälle
"einzuwinklern". Das Interview führt Tom Horn.
Oldie but Goldie - Thomas Winkler
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"Thomas, du bist nun 51 - ist es dir manchmal peinlich, neuen Bekannten zu erzählen, dass du einen Teil deiner
Freizeit damit verbringst, kleine Plastikfiguren über ein Spielfeld zu schnippen? Schmunzelst du da selbst drüber
oder sagst du dir dann, dass du diesen Sport schließlich sehr ernsthaft und sehr erfolgreich betreibst?"
Thomas Winkler
"In dem Alter löst man eher Verwunderung bei seinem Gegenüber aus. Bei Frauen hat man dann höchstens einen Stein im
Brett, wenn diese einen übertriebenen Mutterinstinkt haben.;-)) Saxofonist oder Kickboxer kommen da schon besser.
Aber im Ernst: ich überlege schon, bis in welches Alter ich Subbuteo spielen werde. Es macht aber einfach jedes mal
wieder total viel Spaß, und gerade in Deutschland ist das Verhältnis untereinander so positiv geworden, dass man sich
schon auf das nächste Mal freut. Ich würde aber nicht sagen, dass ich den "Sport" ernsthaft betreibe. Dazu trainiere
ich viel zu wenig und bin international kaum unterwegs. Um es ganz nach vorne zu schaffen, musst du da einige Schippen
drauflegen. Das Spielerische steht für mich im Vordergrund. Und Subbuteo ist einfach ein geiles Spiel."
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"Apropos "Schippe drauflegen"- du bist ja bei der Weltmeisterschaft im September in Madrid dabei. Bereitest du dich
da speziell vor? Etwas mehr Training als sonst? Ausgeklügelter Diätplan? Autogenes Training? Oder einfach nur
hinfahren und Spaß haben?"
Thomas Winkler
"Trainingslager oder verstärkter Turniereinsatz sind leider nicht drin. Aber ich versuche schon, ein bissel meine
Schwächen zu analysieren und an der Trainingsplatte das ein oder andere zu verbessern. Ich glaube, dass auch unter
Umständen die mentale Seite den entscheidenden Vorteil bringen kann. Vielleicht kann ich da gerade zu Spielbeginn bei
einem Gegner, der nervöser ist als ich, einen reinmogeln oder wie meine Vereinsspezies sagen: Einwinklern. Einen
Diätplan wird es nicht geben. Maximal häufiger Genuss von Tapas, um mich in Stimmung zu bringen. Nur zum Spaß fahre
ich natürlich hin. Wenn ich die Zeit investiere, möchte ich anständig spielen und natürlich auch den DSTFB möglichst
gut präsentieren. In der Mannschaft sind die Hoffnungen schon größer, mit den anderen "alten Herren" die ein oder
andere Hürde zu nehmen. Nicht zuletzt der Sieg gegen die Holländer in Amsterdam hat da die Wettbewerbsfähigkeit
gezeigt."
Mitte der 1970er Jahre. Thomas Winkler (links) neben Michael Kappl.
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"Wann hast du eigentlich mit dem Subbuteo angefangen? Bist du immer dabeigeblieben, oder gab es längere Auszeiten?"
Thomas Winkler
"Das muss so mit 12 gewesen sein. Ich glaube, zur WM 74 sind wir da irgendwie draufgestoßen. Wie das lief, kann ich
mich nicht mehr erinnern. Die Regeln jedenfalls haben wir nicht so wirklich verstanden. So sind dann Dinge entstanden,
wie 3 zu verstellende Spieler beim Eckball. Die wurden im 1/4 -Kreis vorm Tor platziert, um einen Eckball direkt ins
Tor abzulenken. Auch das Mauerstellen beim Freistoß hat der Spielfreude keinen Abbruch getan. Wir waren bei uns
richtig viele und spielten schon mit 2 Ligen und Pokalwettbewerb. Michael Kappl wohnte ja über mir und so haben wir
nicht nur Schule und Fußball miteinander geteilt, sondern auch viele spontane Subbuteospiele. Gespielt wurde aber in
der Regel auf'm Teppich. War toll. Aber mit 15 etwa war das auch wieder vorbei. Andere wichtigere Sachen rückten in
den Vordergrund...."
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"Und wann und wie bist du dann wieder auf Subbuteo gekommen?"
Thomas Winkler
"Bei der Zeitungslektüre vor etwa 15 Jahren. Genaues Jahr weiß ich gar nicht mehr. Der Subbuteoclub,
der SC Main-Taunus, wurde in einem Artikel der Frankfurter Rundschau vorgestellt. Ich war sofort Feuer und Flammen
und sagte meiner Frau, da muss ich hin. Es war einfach ein super Gefühl. Material hatte ich natürlich keines mehr.
Schon nach dem ersten Mal war klar, dass ich Michael Kappl auch darüber informiere. Und das hatte nebenbei auch noch
andere Konsequenzen. Aber das ist eine andere Geschichte. Es lief bei mir auf jeden Fall sofort rund, ich konnte
glaube ich sofort den Clubpokal gewinnen. Bis heute hat sich die Begeisterung eigentlich nicht gelegt."
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"Du hast im April zum wiederholten Mal die Deutsche Veteranenmeisterschaft gewonnen. In der Open-Kategorie warst du
aber nicht unter den letzten Vier. Die Veteranen hatten dort nichts zu melden, die Jungen blieben unter sich. Was
glaubst du - woran liegt es, dass die Jungen wie z.B. Björn und Marcel derzeit so gut sind? Sind das außergewöhnliche
Talente oder haben die jüngeren Spieler grundsätzlich einen Vorteil gegenüber uns Älteren?"
Thomas Winkler
"Mein Ziel bei der DM war die Qualifikation für die WM. Dass es dann sogar für den Titel gereicht hat, war natürlich
geil. In der Openkategorie sind die Vets natürlich nicht gut weggekommen. Zumindest was den nackten Endstand angeht.
Wenn ich mein Abschneiden dabei beurteile, so ist es schon ärgerlich, mit einer Niederlage und einem torlosen
(vermeidbaren) Unentschieden in der hinteren Hälfte zu landen. Aber da sind wir bei einer meiner Schwächen. Die
Treffsicherheit! Und darin sind die Spitzenjungs im Openfeld einfach super. Für mich ist das absoluter Stress, gegen
die zu spielen. Die Geschwindigkeit, mit der da gespielt wird...Wow. Die Auffassung der Spielsituation und
Handlungsschnelligkeit ist da einfach auch biologisch bedingt 'ne andere. Genießen tue ich die Spiele in meiner
Alterskategorie! Trotzdem, ein bissel Respekt sollten die vor uns schon noch haben" ;-)
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"Auch wenn es Stress ist, gegen die Jungen zu spielen, so wäre es ja doch wünschenswert, möglichst viel Nachwuchs zu
gewinnen. Hast du schon mal Erfolg damit gehabt, Kinder und Jugendliche für Subbuteo zu begeistern? Und hast du es
versucht?"
Thomas Winkler
"Mein Sohn hatte mal kurz gespielt. Leider ist er aber nicht dabei geblieben. Die Playsi ist einfach viel zu
attraktiv. Mal ehrlich, wenn es zu unserer Zeit so was gegeben hätte, bin ich mir nicht sicher, ob ich beim Subbuteo
geblieben wäre. Am Rande sind immer wieder Interessierte aufgetaucht. Aber letztendlich hat sich da nix gehalten. Es
ist halt unheimlich zeitintensiv. Ich habe 10 Jahre als Jugendtrainer jetzt hinter mir, und da ist dann auch mal
genug mit Jugendarbeit. In dem Zusammenhang würde mich aber mal die Alterspyramide im deutschen Subbuteo interessieren."
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"Mir scheint, dass wir Veteranen beim Subbuteo so ein bißchen unseren Kindheitstraum weiterträumen. Denkst du, dass
sich jemand jenseits der 40 für das Spiel begeistern kann, ohne es bereits in der Kindheit gespielt zu haben? Kennst
du vielleicht sogar einen?"
Das ist übrigens nicht Arjen Robben, der zum FC Liverpool wechselt…
Thomas Winkler
"Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Bei uns sind Marc (Reitz) und Uli (Euler) das Paradebeispiel für
Neueinsteiger im "hohen Alter". Die Begeisterung zu sehen, ist schon toll. Uli hat ja mit seinem Sieg beim
Starters-Cup schon den ersten Erfolg feiern können. Marc hat sehr gute Ansätze und hat gerade nach der DMM Clubintern
einen Schritt weitergemacht. Gerhard als Wiedereinsteiger wird da sicher auch noch nachziehen. Trotzdem wird es eher
eine Ausnahme bleiben, in dem Alter neu einzusteigen. Begeisterung ist schon bei vielen Gegenübern zu sehen. Aber zum
selber schnippen langt es dann leider nicht. Langfristig ist es sicher nötig, mehr solche Projekte wie Marcus in
Berlin zu starten."
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"Wenn du auf dein bewegtes Subbuteo-Leben zurückblickst, kannst du dann ein besonders schönes Erlebnis schildern?
Etwas worüber du dich besonders gefreut oder amüsiert hast?"
Thomas Winkler 1999 beim französischen Grand Prix in Sucy-en-Brie gegen den Italiener Enrico
Tecchiati.
Thomas Winkler
"Bewegtes Subbuteoleben würde ich das nicht nennen. Denn international was gerissen habe ich ja nicht. Deswegen ist
gerade eine unserer ersten Reisen nach Paris mir in guter Erinnerung. Da bin ich bei den Veteranen gleich ins Finale
gegen de Angelis gekommen. Auch rundherum war das ein schöner Ausflug. Daneben ist sicher meine erste WM in Namur ein
Highlight. "Negativer" Höhepunkt dabei die Drohung des Vereinsschluss gegen unseren Teamkameraden Kai Schmidlin wegen
übertriebener Sportlichkeit: er wollte einfach zu früh ins Bett......
Auch unvergessen ein Discobesuch mit unserem Reisser in Kamen bei dem er auf der Tanzfläche die weiblichen Anwesenden
eine nach der anderen von der Tanzfläche grätschte ( im übertragenen Sinne!).
Gar nicht gut in Erinnerung mein erstes Turnier in Höhr-Grenzhausen. Da bin ich von einem U16-Spieler deutlich
zweistellig abgefertigt worden.
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Mal ganz ehrlich: wer staubt zu Hause deine Pokale ab?"
Thomas Winkler
Da das ja Wanderpokale sind, sind das nicht wirklich viele. Das schaffe ich allein. Einen internationalen Pokal würde
ich zu gerne abstauben. Vielleicht wird es ja was in Madrid mit der Mannschaft. Muss nicht gleich für den ersten
Platz sein! Zur Not muss ich halt mal einige Euros investieren und in die 3. Welt des Subbuteosports reisen.
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Danke fürs Interview, Thomas!"
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Thomas Winkler
(BSC Schwalbach)
Geburtsdatum
8.4.1962
Beruf
Dipl.-Ing. Maschinenbau
Hobbys außer Subbuteo
Motorrad schrauben und fahren, Kochen und Grillen, Fussball, fit bleiben, tai chi, ....
Lieblingsmusik
zum Entspannen Cellomusik, Blues höre ich viel, ansonsten sind es oft die Favoriten von früher
(Mellencamp, Springsteen), zur Zeit höre ich viel Lynyrd Skynyrd
Am liebsten esse ich
Spaghetti mit Öl und Knoblauch und Parmesan
Wenn ich Fernsehen gucke, dann
gezielt eigentlich nur Sport, sonst zum Abhängen Schieß Bumm Peng
Ich bin Fußball-Fan von
interessanten Spielen
Persönlichkeiten, die mich interessieren
in der Regel die, die ein bissel kantig sind
Wenn ich könnte, würde ich
manchmal nicht so dickköpfig sein. Sternzeichen Widder!
bisherige große Erfolge
dass es meine Frau seit 35 Jahren mit mir aushält
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